Jetzt analysieren und korrigieren Sie alles zuvor im Schreibfluss Übersehene.

Nachdem Sie bisher erfahren haben, wie Sie das Material für Ihre Business-Story sammeln, dann Ihre Story mit dramaturgischen Elementen bereichern und schließlich an der Stilistik feilen – geht es nun um die Kür: das Redigieren.

Der Inhalt dieses Artikels:

  1. Was Sie beim Redigieren erkennen
  2. Wie Sie Ihr Text-Sensorium schärfen
  3. Feedback von Freunden

Redigieren ist ein mehrschichtiger Prozess

Bevor Sie mit dem Redigieren starten, gönnen Sie Ihrer Story erst wieder einmal etwas Ruhe. Damit geben Sie erneut Ihrem Unterbewusstsein die Chance, im Verborgenen Erkenntnisblasen zu erzeugen, die dann plötzlich in Ihr Klarbewusstsein aufsteigen.

Also wieder den Notizblock einpacken oder alles fürs Diktieren parat halten. Letzteres hat den Vorteil, dass Sie schneller sprechen als schreiben. Mir sind häufig Gedanken, die ich für absolut wichtig hielt, während des Aufschreibens der vorherigen Geistesblitze verloren gegangen. Möglicherweise war das ein Indiz dafür, dass sie doch nicht so genial waren. Wer weiß… Doch die Wahrnehmung, etwas verloren zu haben, führt immer zu einem Mangelgefühl und verleitet uns zur Selbstgeißelung. Deshalb ist das Diktieren eine sehr gute Methode.

Nachdem Sie den neuen Erkenntnisblasen eine Chance gegeben und deren Inhalt in Ihr Skript eingearbeitet haben, beginnt der mehrschichtige Prozess des Redigierens. Jetzt können Sie tatsächlich an den Punkt geraten, alles hinschmeißen zu wollen. Weil Sie Unstimmigkeiten entdecken und hier und da womöglich noch einmal umschreiben müssen. Denn:

  • Beim Redigieren erkennen Sie logische Brüche.
  • Auch entdecken Sie die Stellen, an denen thematische Übergänge noch nicht mit geschmeidiger Eleganz gelungen sind.
  • Außerdem fallen Ihnen die ewig langen und daher blockierenden Nebensatz-Konstruktionen auf. Also: umformulieren, kürzere Sätze schreiben, Inhaltliche Komplexität auflösen.
  • Auch eine den Lesefluss blockierende Stilistik erkennen Sie. Lesen Sie dazu noch einmal den Artikel Nr. 7 „So wird Ihr Text gelesen“.
  • Eine besonders wichtige Aufgabe beim Redigieren: Den Text inhaltlich verdichten. Selbst Schreibprofis müssen sich immer wieder von der Erkenntnis überraschen lassen, dass sie beispielsweise inhaltliche Redundanzen verzapft haben. Weg damit! Doch dann schreit womöglich ein thematischer Übergang nach neuem Schliff. Tja, auch das gehört dazu.
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Bitte halten Sie durch!

Wie gesagt: Vielleicht wird Ihnen jetzt alles zu viel Arbeit und Sie haben keine Lust mehr. Das ist gut zu verstehen. Atmen Sie tief durch oder machen Sie eine Pause. Und bitte halten Sie durch. Denn wenn Sie diese Frustration überwinden, beginnt die Lust am akribischen Arbeiten. Also, weiter, die nächsten Fragen sind zu beantworten:

Ist wirklich jedes Wort am passenden Platz? Jetzt wird es etwas kniffelig: Ist jedes Wort nicht nur absolut notwendig, sondern wirklich richtig verwendet? Wolf Schneider hat das wunderbare Buch „Deutsch für Profis“ geschrieben. Meine unbedingte Empfehlung! Er weist darin mit großer Strenge auf häufige Schandtaten von Schreibern hin. Dass zum Beispiel die Beschreibung eines „dicken“ Taus eine Doppelung sei, denn „dick“ sei bereits ein Charakteristikum von „Tau“. Gleiches gilt für „alter“ Greis, weil „Greis“ bereits ein hohes Alter beschreibt. Und ein in Schieflage geratenes Unternehmen könne nicht „vor sich hin dümpeln“, weil „dümpeln“ ausschließlich auf dem Wasser geschehe. Sie werden während der Lektüre manches Mal denken: „Hui! Recht hat er! Was habe ich bisher für einen Quatsch von mir gegeben!“

Kein Gramm Wort-Fett zu viel – Ihre Lesenden werden es Ihnen danken

Auch Wortstellungen werden Sie überprüfen und Wörter eliminieren, die womöglich schon einige Redigier-Phasen überlebt haben. Beispiel vorheriger Satz: Zuerst hatte ich geschrieben „Was habe ich bloß bisher oftmals für einen Quatsch von mir gegeben!“. Beim Redigieren habe ich zuerst „bisher“ vor „bloß“ gerückt, weil mir die Textrhythmik so besser erschien. Dann „oftmals“ getilgt. Nun drängte mich meine innere Stimme dazu, auf wiktionary.org das Wort „bloß“ zu betrachten, das mir nun in diesem Satz als überflüssig, womöglich sogar unpräzise erschien. Bleibt: „Was habe ich bisher für einen Quatsch von mir gegeben!“. Das ist eine sehr klare Aussage, die durch nichts gemildert, relativiert oder vernebelt wird.

Und Sie müssen zwei Wörter weniger lesen. Auch das ist von Bedeutung: Muten Sie Ihren Leserinnen und Lesern nur die Wörter zu, die wirklich für die Vermittlung Ihrer Botschaft notwendig sind. Denn sofern es Ihnen gelingt, in jedem Satz die nicht unbedingt für Inhalt, Rhythmik, Dramaturgie etc. benötigen Wörter zu entfernen, erleichtern Sie Ihren Lesenden enorm die Konzentration auf den Kern Ihrer Story! Und das wollen Sie ja! Folglich lohnt diese Arbeit sehr! Und was zu Beginn vielleicht noch als nervender Arbeitsschritt erscheint, beginnt mit der Zeit regelrecht Spaß zu machen. Weil Sie beobachten, wie Ihr Rohdiamant immer mehr funkelt. Sie werden es erleben.

Kritik: von anderen und Ihrem inneren Kritiker

Bedenken Sie bitte dies: Genauso hart, wie das Schreiben häufig ist, ist die Selbstkritik. Demotivierend ist oftmals auch das Feedback von anderen. Schließlich haben Sie den Text geschrieben, der womöglich gerade niedergemacht wurde. Sie selbst! Jedes Wort haben Sie sich mühsam erarbeitet und über einen langen Zeitraum hinweg diese Wörter zu Ihrer ganz persönlichen Story zusammengeschmiedet. Und diese tolle Story soll nicht ausreichend sein?

Als ich anfing, professionell zu schreiben, bekam ich von der Person, die ich als meine Ausbilderin „zuließ“, oft mein Manuskript in einer sehr speziellen Form zurück: Es sah aus wie ein abstraktes Gemälde. Zwischen den Zeilen standen eingefügte Wörter und Sätze. Teile meiner Sätze waren umkringelt, Pfeile wiesen an andere Textstellen, diese Kringel und Pfeile waren mit Ziffern bezeichnet. Drohte das totale Chaos, wurden Farbstifte dafür genutzt, die zusammengehörenden Kringel und Pfeile zusätzlich zu kennzeichnen…

Diese Text-Gemälde waren für mich lange Zeit ein Schlag ins Gesicht! Ich habe meine ursprünglichen Texte sehr lange und teils sehr vehement verteidigt. Bis ich mich schließlich – selbstverständlich mit gut vernehmbarem Zähneknirschen – dazu herabließ zu sagen: „Okay, du hast mal wieder recht…“ Nach und nach wurde ich einsichtiger; und mein Stil besser.

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Konstruktives Feedback ist Gold wert

Noch heute lasse ich für mich besonders wichtige Texte von mindestens einer Person redigieren, die nicht in den Schreibprozess involviert war. Unklare Zusammenhänge, fragwürdige Schlussfolgerungen, Fehler und ähnliches kann meist nur eine neutrale Person in einem Text entdecken – auch wenn die wunden Punkte offensichtlich zu sein scheinen. Ab und an knirschen meine Zähne noch immer. Doch das vergeht heute sehr schnell – denn ich weiß ja, wie wertvoll dieses Feedback ist!

Also: Fragen Sie andere, was Sie von Ihren Texten halten. Aber nur diejenigen, von denen Sie konstruktives Feedback erwarten können. Nörgler und Neider helfen Ihnen nicht weiter. Bitten Sie diese hilfreichen Menschen um Hinweise darauf, wo deren Interesse abdriftet; an welche Inhalte Sie sich erinnern; was sie anders schreiben würden. Dann können Sie noch immer entscheiden, ob Sie etwas verändern oder alles so belassen, wie es ist. Ich wünsche Ihnen viel, viel Spaß beim Schreiben!

Ready for take off!

Und wenn es mal nicht so richtig fließt und gelingt, denken Sie bitte an diesen klugen Ausspruch:

„Schreiben ist zu 10% Inspiration, zu 90% Transpiration!“
Frei nach Thomas Alva Edison.

Nehmen Sie das Wort Transpiration sehr wörtlich. Ein sehr guter und somit erfolgversprechender Text ist noch lange nicht mit dem zweiten oder dritten Durchgang gelungen. Ab der Version 10 ist der Zeitpunkt gekommen, mit dem Text an eine Vertrauensperson heranzutreten. Mit der Version 15 oder 20 können Sie dann Ihre Adressaten überraschen. Klingt nach einem sehr langen Weg. Manchmal gelingt es auch schneller.

Doch ganz gleich, wie lange der Schreibprozess dauert: Ihre Story wird Sie glücklich machen. Sehr glücklich! Und Ihr Marketing wird abheben.

So, und jetzt ab an den Schreibtisch!

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