So, es wird ernst!

In den ersten drei Artikeln dieser Serie haben Sie erfahren, warum Storytelling ein wahres Marketing-Powertool ist, wie Sie den Schreibprozess vorbereiten und Ihre Marketing-Story gemäß des mythologischen Musters „Reise des Helden“ gestalten können.

Jetzt! – sollten Sie mit dem Schreiben beginnen. Springen Sie einfach ins kalte Wasser. Nach dem ersten Temperaturschock wird es schnell wohlig warm. Versprochen. Doch falls sich die Wörter zieren sollten und nicht so ohne weiteres aus Ihnen heraussprudeln, gibt’s in diesem Artikel ein paar gute Tipps.

Die Themen dieses Artikels:

  1. Die Angst vor dem weißen Blatt
  2. Die inneren Saboteure akzeptieren
  3. Arbeitsplatz und Lampenfieber

Nun, Sie lesen weiter. Hat Sie tatsächlich die „Angst vor dem weißen Blatt“ erwischt? Dann befinden Sie sich womöglich in dem Strudel, den der Schriftsteller Dieter Wellershoff in einem Hörspiel wirbeln lässt: Erbarmungslos saugt er den Schreiber durch das Blatt hindurch in ein schwarzes Loch. Doch Sie werden sich ihm erfolgreich entgegenstemmen! Ihr Sieg ist nur noch wenige Lese-Zeilen entfernt!

Business-Stories senden Licht zu Ihren Lesenden

  1. Die Angst vor dem weißen Blatt: überwinden oder von Anfang an verhindern

Es kann fast einfach sein, eine Schreibblockade zu überwinden oder erst gar nicht aufkommen zu lassen. Diese 5 Punkte sind längst nicht alle, probieren Sie auch Entspannendes und Inspirierendes, das Ihnen womöglich näher liegt.

  1. Eine gute Vorbereitung.
  2. Eine realistische Erwartungshaltung: Kein Text ist auf Anhieb ein Meisterstück.
  3. Eine ruhige Umgebung: Telefon aus, Internetverbindung kappen, Ohrenstöpsel.
  4. Ein Anruf bei einer vertrauten Person: Erzählen Sie ihr, was Sie schreiben möchten. Dann kommen die Gedanken in Fluss.
  5. Das Aufschreiben von allem, was Ihnen gerade durch den Kopf geht, auch wenn es gar nichts mit Ihrem Storytelling-Projekt zu tun hat.

Apropos: Auf dem Prinzip des letzten Punkts basiert das Konzept der „Morgenseiten“ von Julia Cameron. In Ihrem Buch „Der Weg des Künstlers“ berichtet sie von der klärenden Wirkung des morgendlichen Schreibens von drei DIN A4-Seiten. Diese Seiten sind nicht dafür gedacht, jemals wieder gelesen zu werden. Vielmehr führt dieser Schreibprozess dazu, dass Ihnen Ihr gegenwärtiger Status quo und Ihre perspektivischen Wünsche klarer werden. Ihr Unterbewusstsein bahnt Ihnen sozusagen den Weg Ihrer (auch beruflichen) Lebensreise, indem Sie diesen durch den Schreibprozess verfestigt haben.

Julia Cameron berichtet von zahlreichen Teilnehmenden ihrer Workshops, die nach einer Weile dieses Schreibens wie selbstverständlich Ziele erreicht haben, die sie schon lange angepeilt hatten. Oder sie haben ganz neue verfolgt und erreicht, die sie erst während des Schreibens der Morgenseiten erkannt hatten. Wichtig: Schreiben Sie, legen Sie dann die Seiten beiseite – und lesen Sie diese nie wieder. So tricksen Sie Ihren inneren Zensor aus und lassen einfach aufs Blatt fließen, was sich in Ihnen zu Wort meldet. Und schon kalibriert sich ihr innerer Kompass.

Kitsch kills

  1. Die inneren Saboteure akzeptieren

Doch wundern Sie sich nicht, wenn – trotz bester Vorbereitung und einleitender Entspannungsübungen – dies geschieht:

Gerade haben Sie sich hingesetzt, zum Stift gegriffen, den Block zurecht gerückt und wollen loslegen, da überfällt Sie plötzlich heftigster Hunger; oder das Auffüllen und Einschalten der Waschmaschine wird existenzentscheidend; und die paar Staubkörner auf dem Arbeitstisch schreien nach schnellstmöglicher Entfernung; doch vor allem: das Nippesgeschenk von Tante Gerda muss jetzt gleich, JETZT! – nach drei Jahren gnädiger Duldung – vom Sideboard verschwinden.

Alles ganz normal.

Kirsche oder Erdbeere: Wählen Sie den passenden Plot für Ihre Story

  1. Arbeitsplatz und Lampenfieber

Diese Wahrnehmungen sind Ausdruck der alltäglichen Angst des Schreibers vor dem Scheitern. Um schnellstmöglich darüber hinwegzukommen, richten Sie Ihren Arbeitsplatz am besten schön her. Mit Keksen, Kaffee, Tee, Saft, Obst – mit allem, was Ihre aufgeregten Sinne beruhigt. Dann geben Sie sich einen Ruck – und fangen an. Schon schwindet langsam der Wunsch nach rettenden Ablenkungsmanövern. Sie erkennen: Es klappt ja! Die Angst weicht. Freude steigt auf.

Möglicherweise starten Sie Ihren Storytelling-Prozess auch einfacher an einem – zumindest für die Arbeit – vollkommen ungewohnten Ort: Café, Museum, in der Natur. Ausprobieren.

Und: Gönnen Sie sich Pausen sowie Ablenkung, sobald der Kopf zu rauchen beginnt. Machen Sie etwas, das Ihnen Freude bereitet: Spaziergang, Musikhören… Mich lenkt tatsächlich Staubsaugen bestens ab.

Den Sprung vom 15-Meter-Brett mutig wagen

Haben Sie Respekt vor Ihrer kreativen Leistung

Eine letzte Ermutigung: Die Angst vor dem weißen Blatt ist vergleichbar mit dem Lampenfieber der Bühnenkünstler. Zahlreiche dieser Künstler sagen, dass sie schlechte Leistungen bringen, sobald sie kein Lampenfieber haben. Weil sie sich ihrer Sache zu sicher sind und nachlässig werden.

Daher können Sie die Angst vor dem weißen Blatt auch so betrachten: Als das Zollen von Respekt vor der anstehenden kreativen Leistung. Mit dieser respektvollen Haltung springen Sie vom 15-Meter-Brett mutig hinunter in das Meer der Wörter. Dort werden Sie vielleicht erst einmal tief absinken. Doch bald tauchen Sie wieder auf – und das Wörterwasser trägt sie.

Genießen Sie das Glück während des Schreib-Schwimmens

Hoch oben auf dem hell schäumenden Freudewellenkamm

Schon bald sind Sie mit dem Prozess vertraut, mal von den wunderbaren Wörtern hinaufgetragen zu werden auf einen hell schäumenden Freudewellenkamm; um dann, bei ausbleibenden Ideen, in ein brodelndes Angsttal hinabzusinken. Doch weil die wunderbaren Wörter Sie auch in diesem Tal noch tragen, und die Ideen immer wieder zu sprudeln beginnen, steigen Sie schon bald mit einem dynamischen Schwung zu einem weiteren Freudewellenkamm auf.

Ohne Licht kein Schatten. Ohne Angststrudel während des Schreib-Schwimmens keine Euphorie, sobald es wieder richtig, richtig großartig vorangeht.

Genießen Sie es!

Artikel 5: „Spannung aufbauen“

Sie möchten mit einer richtig guten Marketing-Story über Ihr Business berichten. “Richtig gut” heißt: “richtig spannend”. Nur dann hat Ihre Marketing-Story eine Chance beim Publikum. Laut des Film-Regisseurs Billy Wilder (u.a.: Eins, zwei, drei; Manche mögen’s heiß) ist es ziemlich einfach, Spannung aufzubauen. Sein Tipp: „Beginne mit einem Erdbeben und steigere das ganze langsam bis zum Höhepunkt.“ Okay. Und wie lässt man mit Wörtern die Erde erzittern?

Darin geht es im nächsten Artikel.